Rollenspiel
Interaktiv
Nichtspielercharaktere (=NSCs) sind wichtige Instrumente der Spielleitung im
Rollenspiel. Der Einsatz von NSCs ermöglicht eine gezielte und effektive
Vorbereitung auf das Spiel, und stellt die Grundlage für eine lebendige Umgebung
dar. Auf Basis der erstellten NSCs kann die Spielleitung im Spiel improvisieren und
flexibel auf die die Aktionen der Spieler reagieren.
Als Nichtspielercharaktere werden alle Figuren in der Spielhandlung eines Rollenspiels
bezeichnet, die nicht durch einen der Spieler geführt werden. NSCs werden durch die
Spielleitung dargestellt.
Wir stellen euch hier unsere Ideen für eine optimale Vorbereitung der Spielleitung
auf den Spielabend mit Hilfe von NSC vor.
Dieser Artikel enthält die folgenden Abschnitte:
Die Spielleiter vieler Rollenspielgruppen fragen sich, warum sie viel Zeit damit
verbringen, einzelne Abenteuer oder ganze Kampagnen für ihr Rollenspiel zu
erarbeiten, während die Spieler meist unvorbereitet nur mit ihrem Charakterbogen und
ein paar Würfeln zum Rollenspiel erscheinen.
Die Frage ist einfach zu beantworten. Schauen wir uns einfach die Spieler an und lernen
von ihnen. Die Spieler haben mit ihrem Charakter ein sehr gutes Instrument, zu
improvisieren. Ein Spieler macht sich mit seinem Spielercharakter vertraut. Welche Ziele
verfolgt der Charakter? Welche Entwicklungsschwerpunkte soll der Charakter haben? Die
Beantwortung ein paar grundlegender Fragen versetzt einen Spieler in die Lage, in fast
jeder Situation eine Reaktion seines Charakters zu improvisieren.
Genau in diese Lage müssen wir uns als Spielleitung auch bringen: Wir gestalten
unsere NSCs mit eigenen Zielen und Hintergründen, um auf dieser Grundlage in jeder
Situation improvisieren zu können. Bei einer größeren Anzahl von NSCs
dauert die Vorbereitung auf den ersten Blick sehr lange. Ein paar Gedanken zu den
Aufgaben der NSCs im Spiel und eine Einteilung in NSC-Gruppen erleichtern uns die Arbeit
jedoch deutlich.
Für eine aktive und lebendige Handlung sollte die Spielleitung einen
möglichst intensiven NSC-Einsatz einplanen und vorbereiten. Für die Spieler
sind viele Dialoge und Aktionen ihrer Charaktere mit Nichtspielercharakteren deutlich
interessanter als reine Situationsbeschreibungen der Spielleitung.
Die Gruppe der Statisten-NSCs bedarf keiner Vorbereitung. Hier genügt eine Liste mit
Namen, die man dem Wirt, dem Schmied oder dem Gaukler geben kann, auf die die
Spielercharaktere treffen können.
Nur die übrigen drei Gruppen von NSCs bedürfen einer genaueren Vorbereitung.
Die Spielleitung gestaltet also im Vorfeld grundsätzlich nur NSCs, die einen oder
mehrere Spielercharaktere entweder
NSCs, die zu keiner der drei Gruppen gehören, sind für das Spiel
uninteressant und müssen nicht im Vorfeld ausgestaltet werden.
Es bleibt somit eine Masse von etwa 10 bis 15 Figuren, die im Vorfeld von der
Spielleitung zu erstellen sind.
Um festlegen zu können, bei welchen Aufgaben und Zielen die NSCs die
Spielercharaktere ausnutzen, unterstützen oder stören können, bedarf es
nun einer Analyse der Ziele, Vorlieben und Schwerpunkte der Spielercharaktere. Hierbei
helfen uns die Hinweise, die uns die Spieler durch ihr Verhalten geben.
Um die Vorlieben, Schwerpunkte und Ziele der Spieler und ihrer Charaktere zu erfahren,
sollte die Spielleitung auf die Hinweise der Spieler achten. Ein Spieler gibt Hinweise,
die Aufschluss darüber geben, was für Abenteuer er mit seinem Charakter gerne
erleben möchte, welche Bedürfnisse er im Rollenspiel befriedigen
möchte.
Ein Abenteuer muss möglichst viele Bedürfnisse der Spieler abdecken, damit es
für die Spieler zufriedenstellend und interessant ist.
Um die NSCs entsprechend zu gestalten muss die Spielleitung zunächst die Hinweise
der Spieler erkennen und deuten. Hier hilft ein Blick auf die Charakterbögen der
Spieler. Die Werte der Attribute, Fertigkeiten, besonderen Fähigkeiten etc. geben
einen Hinweis darauf, welche Eigenschaften des Charakters dem Spieler wichtig sind.
Ebenfalls hilfreich sind die Hintergrundgeschichten der Charaktere. Haben sie Beziehungen
zu anderen Personen? Besitzen sie langfristige Ziele? Was für Ideale verfolgen
sie?
Wer die Hinweise der Spieler nicht findet, der sollte sie einfach nach den Schwerpunkten
und den Zielen ihrer Charaktere fragen. Die gesammelten Hinweise der Spieler sind die
Grundlage für die Erschaffung von Nichtspielercharakteren. Sie bieten Ansatzpunkte,
an denen die NSCs unterstützend, benutzend oder störend eingreifen
können.
Alle NSCs sollten in irgendeiner Form diese Hinweise der Spielercharaktere
ansprechen.
Die Spielleitung sollte zu jedem wichtigen Nichtspielercharakter eine Beschreibung erstellen. Diese Beschreibung sollte mindestens aus den folgenden zwei Teilen bestehen.
In diesen Teil der Beschreibung gehören Angaben zur Körpergröße,
zum Körperbau, zum Alter, zu besonderen äußeren Merkmalen und so weiter.
Die Beschreibung ist in der Regel beim ersten Zusammentreffen des Nichtspielercharakters
mit den Spielercharakteren von Interesse.
Besondere Merkmale verschaffen dem Charakter ein lebendigeres Dasein (Sprachfehler,
Narben, besondere Augenfarbe).
Die Ziele und Intentionen eines Nichtspielercharakters dienen der Spielleitung, um den
Charakter stimmig darstellen zu können. In den wenigsten Fällen werden die
Spieler den gesamten Hintergrund und alle Beweggründe eines NSC erfahren.
Gerade dieser Teil der Beschreibung ist aber für die Spielleitung von großem
Interesse. Hier wird festgelegt, zu welcher der oben genannten NSC-Gruppen der
Nichtspielercharakter gehört. Bei der Definition der Ziele und Hintergründe
eines Nichtspielercharakters sollte mindestens auf ein Ziel (Hinweise) eines
Spielercharakters Bezug genommen werden. Jeder Nichtspielercharakter benutzt,
unterstützt oder stört mindestens einen Spielercharakter bei der Erreichung
mindestens eines seiner Ziele. Mit dieser Vorgehensweise erschafft die Spielleitung ein
ganzes Netzwerk von Nichtspielercharakteren. Natürlich ist es auch möglich (und
oft sogar sehr spannend), dass ein Nichtspielercharakter einen Spielercharakter benutzt
und gleichzeitig einen anderen Charakter der Gruppe stört.
Mit dem oben genannten Vorgehen sind für den ersten Spielabend zunächst etwa
10 bis 15 NSCs zu erstellen. Für die späteren Abende werden dann je nach
Entwicklung nur wenige neue NSCs benötigt.
Um die Beziehungen zwischen Nichtspielercharakteren und Spielercharakteren darzustellen,
eignet sich eine Beziehungslandkarte ("relationship map"), auf der alle NSCs mit Namen
aufgeführt werden. Anschließend werden die Namen der NSCs miteinander
verbunden, die eine Beziehung zueinander haben (freundschaftlich, feindlich etc.). Das so
entstehende Beziehungsgeflecht stellt das Grundgerüst für die Abenteuer dar. Es
bildet die Grundlage für die Improvisation der Spielleitung und ist flexibel
erweiterbar.
Bei Abenteuern, die auf diese Weise gespielt werden, bereitet die Spielleitung kein
geschlossenen Handlungsstrang vor. Vielmehr entsteht der Handlungsstrang durch die
Aktionen der Spieler. Die Spielleitung greift nur mit Hilfe der NSCs die Vorlieben und
Ziele der Spieler auf (An dieser Stelle weisen wir auch auf unseren Artikel zum Thema
"Vorbereitung der Abenteuer" hin).