Rollenspiel
Interaktiv
Eine der wichtigsten Aufgaben eines Spielleiters im Rollenspiel ist die
Vorbereitung der Abenteuer und der gesamten Spielhandlung. Folglich drehen sich viele
Fragen der Spielleiter eben um diesen Teil der Arbeit. Kein Wunder, denn erst durch einen
guten Handlungsstrang entsteht ein spannendes Abenteuer im Rollenspiel.
Auf dieser Seite haben wir einige Gedanken und Hinweise zur Vorbereitung der Abenteuer
für euch zusammengetragen.
Zunächst gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Ansätze bei der
Vorbereitung von Abenteuern:
Die im folgenden Text beschriebenen Tipps und Hinweise beziehen sich auf selber
erdachte und geschriebene Geschichten und Abenteuer, da man bei einem fertigen Abenteuer
auf einige Aspekte keinen Einfluss hat. Bei der individuellen Umgestaltung fertiger
Abenteuer können und sollten die genannten Sachverhalte natürlich ebenfalls
beachtet werden.
Auf dieser Seite findet ihr nun Informationen zu den folgenden Themen.
Fertige Abenteuer bieten meist auch einen passenden Einstieg für die Spielgruppe
an. Wer jedoch ein eigenes Abenteuer für seine Spielgruppe schreibt, der muss einen
geeigneten Einstieg in die Spielhandlung finden.
Die beiden hier beschriebenen Möglichkeiten, Abenteuer für das Rollenspiel
vorzubereiten, haben eines gemeinsam: Der Einstieg in ein neues Abenteuer sollte aus
einem Ereignis bestehen, welches die Spieler dazu zwingt, eben diesem Ereignis mit ihren
Charakteren nachzugehen. Ideen für ein solches Ereignis gibt es sicher viele. Ein
paar klassische Beispiele werden an dieser Stelle exemplarisch genannt.
Viele Spielleiter bereiten ein Abenteuer meist als eine Geschichte oder als
geschlossenen Handlungsstrang vor. Zuerst passiert ein Ereignis, anschließend tritt
ein anderes Ereignis ein, dann sollen die Spieler sich entscheiden für Variante a
oder b und dann tritt entsprechend die eine oder die andere Folge ein. Die meisten
fertigen Abenteuer sind so aufgebaut.
Die Folge dieser handlungsbezogenen Ausrichtung ist eine gewisse
Unsicherheit beim Spielleiter. Junge oder verunsicherte Spielleiter können dabei
etwas Lampenfieber bekommen: "Was mache ich, wenn die Spieler sich nicht für eine
der vorgegebenen Alternativen entscheiden?"
Und genau das ist oft genug der Fall. Biete den Spieler zwei Handlungsmöglichkeiten
und sie entscheiden sich für die Dritte! Die logische Folge sind Spielabende mit
viel Improvisation. Der Spielleiter investierte viel Zeit in die Erstellung der Abenteuer
und müsste letztlich doch sehr viel improvisieren.
Wer eine größere Kampagne spielt, in der verschiedene Abenteuer parallel
laufen und sich die Handlungsstränge überschneiden, kann zudem schnell den
Überblick verlieren. Der Spielleiter muss dann ständig zwischen mehreren
verschiedenen Haupthandlungssträngen hin- und herspringen und entsprechend in den
Notizen der unterschiedlichen Abenteuer blättern und suchen. Die Zeit der
notwendigen Arbeit sprengt so schnell den Rahmen des Zutmutbaren. An diesem Punkt sollte
man sich für eine andere Art der Aufbereitung seiner Abenteuer entscheiden.
Die meisten fertigen Abenteuer sind handlungsbezogen aufgebaut. Wenn ein Spielleiter ein
solches Abenteuer für seine Spielgruppe aufbereitet, so ist er daher meist an dieser
Form der Vorbereitung gebunden.
Gerade wenn es für die Spieler sehr viele Handlungsalternativen gibt, kommt man
mit der Ausarbeitung eines konkreten Handlungsstranges meist nicht sehr weit. Hier ist es
sinnvoller, Schauplätze und Personen zu gestalten.
So bereitet man beispielsweise ein Dorf vor, in dem sich die Charaktere der Spieler
gerade befinden. Für jeden wichtigen Schauplatz (Gasthaus, Tempel, Läden etc.)
schreibt man ein paar Informationen auf. Diese Aufschreibungen reichen von einer
einfachen Beschreibung der Örtlichkeit über Personen, die dort angetroffen
werden, zu Ereignissen, die an den Schauplätzen erfolgen können
(Kneipenschlägerei, Raub etc.). Für alle wichtigen Personen schreibt man
ebenfalls ein paar Informationen auf (Gastwirt, örtlicher Priester, wichtige
Handwerker etc.). Die Aufschreibungen umfassen Informationen zum Aussehen der Personen,
zu ihren Vorlieben und Zielen, zu ihrer Position in der Gesellschaft, ihrer Reaktion auf
Fremde und speziell ihrer Reaktion auf die Charaktere der Spieler (Bitten sie die
Abenteurer um Hilfe, haben sie spezielle Informationen für die Abenteurer oder
wollen sie die Charaktere gar aus dem Weg schaffen?).
Bei dieser Form der Vorbereitung spielt es keine Rolle, wann die Charaktere einen
bestimmten Schauplatz oder eine Person aufsuchen. Außerdem ist es auch
unproblematisch, ob die Charaktere eine Person mehrmals aufsuchen. Es liegt die gleiche
Beschreibung der Person vor, welche natürlich im Spiel entsprechend der Ereignisse
ergänzt wird.
Der Spielleiter gibt so nur noch Schauplätze und Personen vor. Die Reihenfolge der
Ereignisse und damit das Abenteuer wird durch die Spieler festgelegt. Zu jedem Zeitpunkt
haben die Spieler die freie Wahl: Sie können beispielsweise jede Person und jeden
Ort im Dorf aufsuchen. Jetzt kommt sicher der Einwand, dass diese Form der Vorbereitung
sehr viel mehr Zeit kostet als die handlungsbezogene Vorgehensweise. Das gilt jedoch nur
für den Anfang und mit entsprechenden Hilfsmitteln wird der Aufwand weiter
verringert. Einmal erstellt können die einzelnen Orts- und Personenbeschreibungen
immer wieder in folgenden Abenteuern verwendet werden.
Bei der Gestaltung von Schauplätzen und Personen darf der Spielleiter die Spieler
und ihre Charaktere nicht außer Acht lassen. Der Spielleiter sollte sich einige
Fragen von den Spielern beantworten lassen. Die Antworten stellen wichtige Ansatzpunkte
für die Vorbereitung der Schauplätze und Personen durch den Spielleiter
dar.
Hilfreiche Fragen sind in diesem Zusammenhang:
Die Nichtspielercharaktere sollten auf diese Ansatzpunkte eingehen. Im Spiel sollten sie die Charaktere der Spieler in Bezug auf diese Ansatzpunkte beispielsweise unterstützen, angreifen oder benutzen.
Im Laufe der Zeit entsteht bei der schauplatzbezogenen Abenteuervorbereitung eine
große Materialsammlung. So habe ich selber mit Hilfe der schauplatzbezogenen
Vorbereitung inzwischen 67 Schauplätze, 148 Personen und 35 Regionen (für
Wegbeschreibungen: Klima, Vegetation, mögliche Begegnungen etc.) beschrieben.
Um die Informationen zu sortieren und zu organisieren schlagen wir folgendes Vorgehen
vor:
Statt der Ordner für die Aufschreibungen bieten sich auch Karteikarten in
unterschiedlichen Farben an, sofern der begrenzte Platz dort ausreicht.
Ich selber habe zu einer anderen Möglichkeit gegriffen: Um das Suchen der
nötigen Informationen zu ersparen, setze ich ein Notebook im Rollenspiel ein. Die
Sammlung aller Informationen ist aufgebaut wie eine Website. Die Startseite ist für
jeden Spielabend eine neue Seite. Sie umfasst Informationen zur aktuellen Situation der
Abenteuergruppe (Aufenthaltsort, Tageszeit, letzte Ereignisse etc.). Von dieser Seite aus
gibt es Verweise auf die Seiten der aktuell relevanten Schauplätze und Personen, die
jeweils auch untereinander verknüpft sind. Mit dieser Form der Erarbeitung meiner
Abenteuer macht mir das Rollenspiel mehr Spaß als zuvor. Ich muss nicht mehr
herumblättern und -suchen und kann mich mehr auf die Beschreibung der
Schauplätze und Personen entsprechend der Stichpunkte auf dem Notebook-Bildschirm
konzentrieren.
Sollte bei euch an dieser Form der Abenteuervorbereitung weiteres Interesse bestehen (zum
Beispiel am Ausschnitt eines Abenteuers), so meldet euch einfach in unserem Rollenspiel-Forum.
Das Abenteuer selber ist zwar der Wichtigste, jedoch nicht der einzige Teil der Spielvorbereitung. Neben der Spielhandlung sollte der Spielleiter auch auf die folgenden Dinge etwas Zeit aufwenden.